Ausbildung

 

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Ein Pferd wird nicht als Reitpferd geboren, sondern es wird von uns Menschen dazu gemacht. Es ist ein erheblicher, existenzieller Eingriff in die Natur des Pferdes, seines Lebensraumes, seines Naturells und seiner Seele.

Damit es sich entwickeln kann und seine individuellen Talente und Fähigkeiten zum Tragen kommen, erhält es von uns Menschen den erforderlichen Rahmen (Haltung, Fütterung, Ausbildungen, Training,…) wie es ihm möglich ist und in der Zeit, die es braucht, um ein gutes, zufriedenes Reitpferd zu werden. Hier kommt uns als Pferdehalter und Partner ein verantwortungsvolle Rolle zuteil, da in diesem Lern- und Entwicklungsprozess ganz unterschiedliche Punkte zu beachten sind.

Das Pferd ist wie es ist und wir fordern und fördern es mit Klarheit, Kompetenz, Einfühlungsvermögen und Vertrauen, also mit unserer Führungsqualität. Ja ein Pferd will sich wohlfühlen und geführt werden, es will seinen Platz zugeteilt bekommen und verstanden werden.

 

Und hier setze ich mit meiner Ausbildungsphilosophie an:

Für mich steht an oberster Stelle, dass das Pferd stets in der Lage sein sollte, zu verstehen, was ich von ihm will und dies dann auch psychisch und psychisch umsetzen kann. Und es ist meine Aufgabe, die Kompetenz für die Verständigung zu erlangen, zu entwickeln und auszubauen.

In den meisten Fällen sind Pferde nie unwillig, auch wenn einige Reitlehrer und Schüler immer wieder das Pferd als Ursache für Probleme sehen.

Ich gehe grds. davon aus, dass das Pferd, vorausgesetzt es ist gesund und hat keine physischen und psychischen Einschränkungen,  „freundlich“, neugierig und offen (zuhören) ist für ein maßvolles und interessantes Lernprogramm, sich wohlfühlen und bestenfalls sich und mir gefallen möchte und somit sein Bestes gibt.

 

Für die Ausbildungssequenzen bedeutet dies eine gute Basisarbeit und das Pferd in kleinen Schritten an seine Aufgaben heranzuführen, in vielen Fällen bieten sie den nächsten Schritt schon von allein an, und es nicht inhaltlich und zeitlich zu überfordern. Lieber mit guten 15 Minuten zufrieden sein, als sich frustriert und/oder gefährlich über 45 min „durchkämpfen“ .

Die Basis für die Reiterei ist für mich immer die Bodenarbeit: Arbeit an der Hand und Doppellonge sind wichtig um die Abstimmung zwischen Reiter und Pferd ohne das störend einwirkende Reitergewicht herzustellen.

Die Arbeit an der Hand ist eine Mischung aus Gymnastizierung und Dominanzarbeit.

So lernt das junge Pferd auf mich zu achten und meinen Hilfen zu folgen und nachzugeben, anstatt Widerstand aufzubauen.

Mit wenig zufrieden sein, das Wenige gut machen und viel loben ist immer der richtige Weg! Das wäre der optimale Weg, aber das Reiterleben und die Pferdeseele sind interessant und vielschichtig und es gibt keine Standardlösungen!

 

Kommt es zu Widersetzlichkeiten bzw. Ungehorsam ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Ursache hierfür analysiert wird und vor allen Dingen keine Schmerzen und/ oder ein Schmerzgedächtnis der Grund dafür sind.

Das ist nicht ganz einfach und bedeutet auch manchmal einen längeren Weg mit unterschiedlichen Kompetenzen (Pferdedentist, Heilpraktiker, Osteopath, Hufpfleger, Reiter und Ausbilder…). Ein gut aufeinander abgestimmtes Kompetenzteam ist unbezahlbar.

 

Der Reiter

 

Wie ich oben bereits erwähnt habe , steht das Pferd mit seinen Möglichkeiten, Fähigkeiten und Talenten im Mittelpunkt.

Aber auch der Reiter ist gefordert, an sich zu arbeiten, seine Fähigkeiten und Kompetenzen auszubauen, zu entwickeln und eine guter und zuverlässlicher Partner zu sein bzw. zu werden. Hier zählt der Charakter und die Einstellung zu seinem Pferd und zu einer „leichten“ Reiterei.

 

Ein Reiter sollte optimaler Weise über folgende Charaktereigenschaften und Attribute verfügen: Geduld, Lernfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, eine positive Grundeinstellung,  ein tiefer und ruhiger Sitz und eine strenge aber weiche Hand.

 

Die Struktur in der Ausbildung liegt in den Grundsätzen, dass das Pferd sich sicher und wohlfühlen muss durch eine eindeutige Verständigung und Führung des Reiters, durch Grenzen setzen und Rahmen schaffen und Spielräume für Entwicklungen zulassen.

 

Ich arbeite mit den Pferden und am Reiter unter Berücksichtigung dieser Grundsätze.

Das dauert seine Zeit und ist dann gut, wenn es gut ist.

Oftmals stelle ich fest, dass man an unterschiedlichen Themen arbeitet und das Pferd irgendwann bereit ist, und sich alle Bausteine wie von selbst ganz leicht zusammenfügen. Das ist die Belohnung manchmal für Tage, Wochen, Monate oder jahrelanger Arbeit, die es immer wieder wert ist.

 

Und so ist der Weg das Ziel, für mich schon seit mehr als 40 Jahren mit unterschiedlichen Pferdetypen und Reitercharakteren.

 

Hier geht es bald mit Beispielen aus der Praxis weiter!

2 Antworten zu Ausbildung

  1. Romina Sievert sagt:

    Sehr geerte Frau Klipstein,

    ich weiß garnicht wo ich anfangen soll. Zunächst bin ich auf die Seite des Arbeitskreises gestoßen und habe interessiert mehrere Berichte von Reitern und ihren Pferden gelesen und habe mich dabei vor allem beim Friesen Rico wiedergefunden und Parallelen zu meinen Friesen entdeckt.
    Ich wohne in der Nähe von Bielefeld und bin seit länger Zeit auf der Suche nach einen Ausbilder der mich und meinen Friesen begleitet.
    Kommen ihre Reitschüler direkt zu ihnen nach Bochum oder gibt es auch die Möglichkeit, das sie raus fahren und unterrichten bzw. Lehrgänge geben?
    Vielleicht gibt es ja auch bald einen Termin, wo sie Kurse geben die man sich mal anschauen kann… Sie merken es schon, Fragen über Fragen:)
    Darüber hinaus würde ich gerne das Buch von Faverot de Kerbrech bei Ihnen bestellen.
    Ich freue mich über Ihre Antwort und verbleibe mit freundlichen Grüßen aus Oerlinghausen.

    Romina

  2. Sybille Struwe sagt:

    Eine interessante Ansicht sehr nachvollziehbar geschrieben!.

    So hab ich es in den letzten 8 Jahren unter deiner kompetenten Anleitung auch erleben dürfen. Ich freue mich schon sehr darauf, mein bereits erlerntes Wissen mit dem neu dazu kommenden zu erweitern. Bin sehr gespannt, wie es weitergeht. Liebe Grüße Sybille

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